Biografie Buddha
Indologen, Historiker und „Buddhologen“ sehen sich nicht in der Lage, eindeutige Lebensdaten dieses Mannes zu erstellen, der um 500 vor unserer Zeitrechnung in Nordindien lebte und wirkte. Die Menschen im Aryavarta – dem alten Indien – kannten keine detaillierte, an Jahreszahlen festgemachte Geschichtsschreibung. Es ist nicht ganz abwegig zu behaupten, mit dem Auftreten des historischen Buddha begann erst allmählich eine einigermaßen gesicherte Chronologie lokaler Herrscherdynastien, religionsgeschichtlicher Ereignisse sowie philosophischer Geistesströmungen – so wie wir „Westler“ sie erfassen.
Der Lebenslauf dieses altindischen Weisen kann nur aus Legenden, bruchstückhaften Berichten späterer Herrschaftsdynastien und/oder aus höchst unsicheren Quellen mündlicher Überlieferung seiner Anhänger erschlossen werden.
Frühe buddhistische Überlieferung wurde – neben der mündlichen Weitergabe von originären Besonderheiten der Reden des Buddha – in zwei Sprachen mit jeweils unterschiedlichen Schriften festgeschrieben bzw. kanonisiert:
Zum Einen in altindischem Sanskrit, der Sakralsprache des Hinduismus, die auch heute noch von den Brahmanen gelernt, gelehrt, rezitiert und mit den Buchstaben des Devanagari geschrieben wird.
Zum Anderen in Pali, einem mittelindischen Dialekt, der im 1. vorchristlichen Jahrhundert von buddhistischen Mönchen kanonisiert und aufgeschrieben wurde, um sich von den sanskritsprechenden Brahmanen der Hindus abzusetzen. Als Schriftzeichen hierfür nutzten sie verschieden lokale Schrifttypen. Der Buddha selbst sprach vermutlich das nordindische Idiom Adhamagadhi.
„Buddha“, das ist kein Name, sondern ein Ehrenbezeichnung, die mit „Erwachter“ (die frühere Bezeichnung „Erleuchteter“ ist heute weniger gebräuchlich) wiedergegeben werden kann. Alles Nachfolgende ist nicht im Sinne einer historischen Überprüfung gesichert.
Der Hausname des Buddha lautete „Siddhartha ( Sanskrit) oder Siddhattha (Pali) Gotama“. Er war Sproß einer begüterten und möglicherweise einflußreichen „Adels“-Familie, die der Kaste der Kshatryas angehörte, in der sich Kaufleute, Krieger und nicht-religiöse Würdenträger zusammenfanden. Im Alter von ungefähr 20 Jahren wurde er mit einer weitläufigen Verwandten, Yasodhara, verheiratet; kurz nach der Geburt des einzigen Sohnes verließ er im Alter von 29 Jahren sein väterliches Anwesen, seine Frau und seinen Sohn, um als „Wanderasket“ in die Hauslosigkeit zu ziehen. Es folgten Lehrzeiten bei sehr unterschiedlichen Meditations-Meistern und Asketen, Eremiten und „Predigern“.
Diese Jahre aber blieben unbefriedigend für ihn, weil alle Methoden und Praktiken, die Erlösung aus dem Kreislauf von Werden und Vergehen und Wieder-Werden – das nirvana (Sanskrit) / nibbana (Pali) – zu erreichen, erfolglos blieben.
Im Alter von 35 Jahren gelang ihm jenes Erlebnis – die „Erwachung / Erleuchtung“ -, das ihn zum „Buddha“ werden ließ – zu einem Menschen, der nach seinem Tod rest- und spurlos aus dem sich immerwährend drehenden Rades von Geborenwerden und Sterbenmüssen (samsara) verlischt. Noch weitere 40 Jahre lebte und wirkte er als wandernder Lehrer und Haupt einer sich rasch und zahlenmäßig stark ausbreitenden Mönchsgemeinde im nordindischen Raum.
Im Alter von 80 Jahren starb er in Kusinara (Pali), dem heutigen Kushinagar im Bundesstaat Uttar Pradesh.
– Kasten- oder Standesunterschiede stellte der Buddha zwar nicht infrage, sprach aber allen Menschen die Möglichkeit zu, „Erlösung“ (von Leben, Sterben, Tod und „Wiedergeburt“) zu erlangen.
– Vorrechte / Privilegien durch Geburt, religiösen Stand (Brahmanen) oder Reichtum lehnte er ab
– das starre / unreflektierte Befolgen von Riten und Ritualen (Opfer z. B.) tauge weder als Hilfsmittel noch als Richtschnur auf den Weg hin zur „Todlosigkeit“ / Erlösung
– das Anrufen (Anbeten) von Göttern oder Geistern, von Menschen oder Gegenständen bleibt unwirksam für den eigenen Erlösungsweg, denn einen Lösung aus dem samsara (s. o. ) ist nur durch eigene Einsicht und das Üben von Gleichmut und Mitgefühl möglich.
Alles Dasein – ob belebt oder unbelebt – unterliegt den gleichen Gesetzmäßigkeiten von Zerfall und Neukombination
– Askese auf der einen Seite, Überfülle auf der anderen Seite: Beides sind Haltungen und Verhältnisse, die es zu meiden gilt. Der Versuch, einen „Weg der Mitte“ zu finden und zu beschreiten/zu leben, dürfte die beste Voraussetzung für ein gelingendes Leben sein
– Dogmatik und die Annahme von „ewiger Wahrheit“ verstellen/verbiegen die Gewißheit einer sich beständig wandelnden Wirklichkeit; nichts ist und bleibt dauerhaft gleich oder identisch mit sich selbst
Biografie Johann Sebastian Bach
wurde – nach dem damals im protestantischen Thüringen noch geltenden julianischen Kalender – am 21. März 1685 als jüngstes von acht Kindern in eine Stadtpfeifer-Familie in Eisenach geboren. Seine Verwandten wirkten seit Genrationen als Musiker an weltlichen Höfen wie auch an protestantischen Kirchen. Von frühester Kindheit an war er mit Musizieren und Musik vertraut, erlernte bei seinem Vater Ambrosius das Geigen- und Bratschenspiel und bei seinem älteren Bruder Christoph in Ohrdruf das Spielen der Tasteninstrumente, insbesondere der Orgel.
Im Alter von neun Jahren verlor er seine Mutter, wenig mehr als ein Jahr später den Vater. Seine Kinderzeit verbrachte er bei seinem dreizehn Jahre älteren Bruder Christoph (s. o.). Hier besuchte er als Stipendiat das örtliche Lyzeum, betätigte sich ebenfalls als Chorsänger. Nach dem Verlust dieses „Freitisches“/Stipendiums wanderte er als 14-jähriger
– seine Geige im Gepäck – nach Lüneburg, wo er höhere Bildung samt höfischem Auftreten in der Partikularschule des dortigen Michaelisklosters genießen sollte.
Die Stationen seiner beruflichen Laufbahn begannen im thüringischen Weimar; es folgten Organistenjahre in Arnstadt (1703 – 1707), gefolgt von einer Anstellung an der Kirche Divi-Blasii in Mülhausen (1707 – 1708). Im nahe gelegenen Dörfchen Dornheim heiratete er am 17. Oktober 1707 seine erste Frau Maria Barbara. Von dort wechselte Sebastian Bach ab Juli 1708 an den Hof des Herzogs Wilhelm Ernst nach Weimar, wo er bis Ende des Jahres 1717 als Konzertmeister tätig war. Von dort berief ihn der musikbegeisterte junge Fürst Leopold nach Köthen (1717 – 1723); Bach bekleidete das Amt eines Kapellmeisters und Musik-Direktors. Nach einer Reise ins böhmische Karlsbad fand er seine Frau Maria Barbara bereits begraben. Ein Jahr später, am 3. Dezember 1721, heiratete er seine zweite Frau Anna Magdalena. Letzte Station seines Wirkens sollte das sächsische Leipzig sein (1723 – 1750).
Die Stelle eines Kantors an St. Thomas und Musikdirektors der Messe-Stadt war frei geworden, mit diesen Ämtern und Aufgaben beschloß Johann Sebastian Bach am 28. Juli 1750 hier sein Leben und Wirken.
Rezeptionsgeschichte
Jahrzehnte nach seinem Tod war J. S. Bach fast vergessen. Heute kennt ihn alle Welt. Seine Musik ist allgegenwärtig; ungezählt sind Aufführungen, Aufnahmen und Bearbeitungen seiner Werke. Bach gilt als meistgespielter Musiker aller Zeiten. Obwohl Bach ohne Zweifel Musik seiner Zeitepoche – des ausgehenden Barock und der beginnenden Frühklassik – schrieb und aufführte, hat sich nicht nur die nachfolgende „klassische“ Musik seiner Melodien, seiner Vokal- und Instrumentalkompositionen bemächtigt; seit Jahrzehnten schon sind sein unvergleichlicher „Sound“ und seine unverwechselbaren musikalischen Schöpfungen kreativer Bestandteil von Jazz- und Pop-, von elektronischer und „Neuer“ Musik.
Bachs Musik ist universell; das heißt, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Hörgewohnheiten erleben deren Klangsinnlichkeit ebenso wie deren formsprengende Klangfülle. Seine Tonschöpfungen zeigen sich hochkomplex in Aufbau und Durchführung, doch diese Aspekte mögen Spezialisten faszinieren, immer aber bleiben sie ergreifend und voller Klarheit – selbst für ungeübte Hörer.
Wirkungen seiner Musik
Bachs Musik ist multidimensional; das heißt, es lassen sich in ihr unterschiedliche Weiten und Tiefen erspüren, die vergangenheits-, zeit- und zukunftsbezogen neben- und miteinander verwoben sind.
Sowohl seine Vokal- als auch Instrumentalmusik sind rationalem Verständnis zugänglich; ja, fordern die Analyse geradezu heraus. Alle seine Kompositionen berühren „Tiefenschichten“ unseres Empfindens und unserer Gefühle – jenseits von Kultur und Konditionierung; wer sich seiner Tonsprache hingeben kann, wird solche Kommunikation nicht mehr missen wollen.
Wer keinen Zugang findet, wendet sich ab von ihr. Reflexion und Ästhetik Bachscher Musik fordern heraus, können aber auch überfordern. Langeweile, Trägheit und Oberflächlichkeit sind dieser Musik fremd.
Schon seine ganz frühen Werke sowie diejenigen seiner Jugendzeit bestechen durch kraftvollen Duktus und unfaßbaren Ideenreichtum; die Werke seiner „besten Mannesjahre“ erklingen in unvergleichlichem Glanz, unüberhörbarer Ausdrucktiefe; seine späten letzten, Werke scheinen in ihrer Komplexität wie auch Konzentration abgehoben von Tagesgeschehen und subjektiver Bestimmung. Sie sind Vermächtnis, nicht Auftrag.
Kopf, Herz und Dynamik, dies sind die drei wesentlichen Ansatzfelder, in denen das Erleben Bachscher Musik uns anrühren kann. Einerseits werden Gewichtung und Einfluß seiner Tonwelten auf uns Hörer natürlich immer abhängig bleiben von den Anlässen und Bestimmungen, für die Bach seine Werke schuf; andererseits aber auch von unseren individuellen Verfaßtheiten, unserer historischen Verortung ebenso wie unseren aktuellen Stimmungen.
Mystik
Bachs Musik trägt unverkennbar – unüberhörbar – mystische Züge. Mystik im Sinne einer Suche, der versuchten Annäherung an eine Wirklichkeit, in der alle Gegensätze, alle Widersprüchlichkeiten, alle Spannungen zwischen Subjekt und Objekt, der Überwindung von Innen und Außen aufgehoben sind.
Es ist ein Phänomen: Sein ganzes Leben hindurch – in Freude, Leiden und Tod – versuchte S. Bach sich seinem Gott zu nähern. Nahezu alle seine Werke signierte er mit den Buchstaben „S. D. G.“: Soli Deo Gloria / Allein Gott zur Ehre. Bach empfand sich nicht als Künstler, nicht als Genius, nicht als „Fünfter Evangelist“. Musik war für ihn „fleißiges, handwerkliches Können“ als Ausdruck göttlicher Ordnung in der Welt. Sein Denken war noch geschult an den Vorstellungen der pythagoreischen Kosmologie, nach der bei den Bewegungen der Himmelskörper Töne entstehen, die in sich selbst und zu sich selbst in Harmonie stehen. Dissonanzen sind demnach „künstlich“ und machen allein dadurch Sinn, um auf eine Störung dieser prästabilisierten Harmonie hinzuweisen – selbstredend auch jenen Mißklang zwischen göttlicher Ordnung und menschlicher Anmaßung, diesen Einklang durch falsches Handeln und Denken zu verletzen.
Bach hatte ein sehr feines Gespür für die unzähligen Unordnungen, für das häßliche Getümmel in der Welt. Die heraufziehende Epoche der „Aufklärung“ war ihm suspekt, ebenso menschliche Vernunft.
„Per passiones et crucem“ – nur „durch Leiden und Kreuz“/Tod – ist Erlösung möglich. Bleibender Friede ist nicht von dieser Welt.