Was ist ein Hospiz?

Was ist (ein) Hospiz?

So wie das Wort ‘Hospital’ geht auch der Begriff ‘Hospiz’ auf das lateinische ‘hospitium’ zurück, was mit ‘Gastfreundschaft’, aber auch ‘Herberge’ übersetzt werden kann.

Den Römern und Griechen des Altertums galt jeder Gast oder Fremdling (‘hospes’) – zumindest zeitweise – als ehrenwert, was sich daran erkennen läßt, daß nicht nur Gastmahl und Gabentausch zum Ritual wurden, sondern Fremde auch unter dem Schutz bestimmter Götter standen und somit nicht behelligt werden durften. Dem griechischen Göttervater Zeus wurde sogar der Beiname ‘Xenios’ (=Schirmherr des Fremdlings) zugesprochen.

Die christliche Verpflichtung zur Gastfreundschaft galt nicht nur zur Zeit der mittelalterlichen Kreuzritter und Pilgerzüge, sonder war seit jeher vornehmste Tugend der Klöster und Stifte; vor allem jener Häuser, die entlang gefahrvoller Reiserouten oder sonstiger unwirtlicher Örtlichkeiten gelegen waren.

In Asien bestehen ähnliche Institutionen bereits seit fast sechstausend Jahren (z. B. in den Kulturen des Industales, später auch in Mesopotamien und sind in China schon vor dem ersten vorchristlichen Jahrtausend nachzuweisen).

Karawansereien entlang der antiken Handels- (‘Seiden’-) Straßen, wo Angehörige aller Ethnien und Religionen Einkehr und Schutz vor Verfolgung fanden, bestanden bereits lange vor dem Beginn der Christianisierung Europas.

Erste Hospize in Europa

Neben den bereits erwähnten ‘hospitia’ (Rasthäusern, Herbergen) der mittelalterlichen Kreuzritter begannen an der Wende des neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert im irischen Dublin die ‘Schwestern der Nächstenliebe’ mit der Errichtung von Hospizen, gefolgt von ähnlichen Einrichtungen in London, in denen Menschen dem damaligen Kenntnisstand entsprechend fachkundig betreut und schutzwürdig zum Tode hin begleitet werden konnten. Solche Einrichtungen waren selbstverständlich auch ‘gewöhnlichen Kranken’ zugänglich.

Eine ausschließliche Ausrichtung auf die Betreuung Sterbender ging einher mit der Gründung des St. Christopher’s Hospice in London im Jahre 1967, das die Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin Cicely Saunders gemeinsam mit Betroffenen und den sie pflegenden ‘Schwestern der Nächstenliebe’ leitete. Cicely Saunders erweiterte die bis dahin psychosoziale und auf Schmerzlinderung ausgerichtete Betreuung Sterbender um wissenschaftlich fundiertes Wissen, insbesondere im Bereich der Palliativmedizin und Schmerztherapie. Im Mittelpunkt ihrer Bestrebungen stand das Bemühen, sterbenden Menschen ihre letzte Lebensphase im vertrauten Umfeld zu ermöglichen -und hierzu ist nach wie vor der (selbst-) kontrollierte Umgang mit schmerzlindernden Mitteln ebenso wichtig wie der Respekt vor den ganz persönlichen Bedürfnissen des Sterbenden, aber auch eine einfühlsame Begleitung bis hin zum Tod.

Trägerschaft und Organisationsformen von Hospiz

Mit Beginn der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts formierte sich eine regelrechte Bewegung breiter Bevölkerungsschichten, die bereit war, sich für die Belange sterbender Menschen einzusetzen, und überall in Deutschland entstanden Initiativen und kleinere Gruppen Gleichgesinnter, die gewillt waren, sich in angemessener Weise für die menschenwürdige Gestaltung der letzten Lebensphase unheilbar Kranker einzusetzen – und hier insbesondere für Tumor-, AIDS- und komatöse Patienten, aber auch für Menschen, die an irreversibel fortschreitenden neuromuskulären Erkrankungen leiden.

Hintergrund der Bemühungen von professionellem, medizinisch geschultem Personal, von Therapeuten und ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern, sich um das Wohl Sterbender zu kümmern, waren in erster Linie der zügige Ausbau und zunehmende Einsatz einer sogenannten ‘Apparate-Medizin’, in deren Reichweite auch Möglichkeiten vorgehalten sind, Lebensfunktionen auch dann noch aufrecht zu erhalten, wenn Leben zu Ende gehen will – somit Leben also zu einem Kunstprodukt aus sinnentleerten Körperfunktionen herabgesetzt wird.

Hinzu kam die Erfahrung, daß Ärzte und Pflegepersonal im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer in der Regel nicht vorbereitet und allzu häufig überfordert sind.

Im Bereich der Hospiztätigkeit lassen sich vereinfacht drei Konzepte für den Umgang mit Sterbenden feststellen:

Ambulante Hospizarbeit,

bei der ein kompetentes und eng miteinander vernetztes Betreuungsteam den Sterbenden in seinem häuslichen (oder sonstwie gewünschten) Umfeld bis über den Tod hinaus (Totenwache, Einsargen und Bestattung sowie Trauerbewältigung seitens der Hinterbliebenen) beläßt und anwesend bleibt und

Stationäre Hospizarbeit,

die in medizinischen Krisen- und/oder kritischen Pflege-Situationen eine Betreuung des Schwerstkranken im Krankenhaus, Alten- oder Pflegeheim oder einer sonstigen eigenständigen, feststehenden Hospiz-Station bis zum Eintritt des Todes gewährleistet.

Darüber hinaus entstehen in den vergangenen Jahren zunehmend häufiger

Tageshospize,

zumeist privat geförderte Einrichtungen, die solche Patienten – hier oftmals als ‘Gäste’ bezeichnet – aufnehmen, deren anstehende, aber längerfristige Sterbephase noch Möglichkeiten zu eingeschränkter Bewegung und/oder sogar eigenständiger Betätigung zuläßt und die überdies pflegebereiten bzw. betreuenden Angehörigen Zeit und Freiräume schafft, ihren täglichen Verpflichtungen nachzukommen – ohne den Druck, ständig anwesend sein zu müssen.

Wichtig zu wissen ist, daß die drei genannten Organisationsformen von Hospizangeboten nicht isoliert nebeneinander ihre Dienste anbieten, sondern in der Regel als Mischformen sich den Vorgaben der Betroffenen anzupassen bereit sind.


 

Gibt es ein…………….

Buddhistisches Hospiz

oder

Buddhismus als Konkurrenz zum Christentum?

Die Antwort auf beide Fragen lautet kurz und eindeutig: Nein!

In den anglo-amerikanischen Ländern vereinzelt, im europäischen und insbesondere deutschen Raum allerdings wird die Hospiz-Bewegung von den Institutionen der christlichen Kirchen fast ausschließlich allein getragen bzw. dominiert.

Diese Entwicklung gilt es keineswegs zu beklagen, weil einerseits die geistigen Grundlagen, welche die Hospiz-Bewegungen lebendig halten, zunächst weder an Konfessionen noch an kulturelle Besonderheiten der Beteiligten gebunden sind und andererseits die christlichen Kirchen Europas ein flächendeckendes Netz von Krankenhäusern und Altenheimen, von sozial-caritativen Hilfseinrichtungen und psycho-sozialen Anlaufstellen aufgebaut haben und diese auch in vorbildlicher Weise unterhalten.

Dennoch aber bleibt Folgendes festzustellen:

– Intention und Aufgabe eines überzeugten Christen ist das Betreben, seine Glaubensgewißheiten und – hiermit eng verbunden – seine Ansicht von Sterben, Tod und “Übergang” auf andere Menschen zu übertragen – ob gefragt oder ungefragt.

– Das Bestreben eines überzeugten Christen, einem sogenannten “Nichtgläubigen” noch im Sterben den Weg hin zu Gott bereiten zu müssen, wird auch künftig – zumindest unterschwellig – nicht auszuschließen sein.

– Unbestritten ist auch, daß immer mehr Menschen dem christlichen Glauben und explizit den vom Klerus geführten Institutionen den Rücken zukehren und sich in deren Händen bzw. deren Lebensvorstellungen nicht angemessen vertreten oder nicht gleichwertig aufgehoben wissen.

– Bereits heute schon werden “Verteilungskämpfe” um die Finanzierung von “Sterbebetten” zwischen Krankenhäusern, Palliativstationen, Altenheimen und stationären Hospizen auf der einen und Kostenträgern, wie z. B. Krankenkassen, staatlichen Förderprogrammen und privaten Financiers auf der anderen Seite ausgetragen – man spricht freilich nicht darüber.

Auch im Bereich der Gestaltung letzter Lebensumstände entbrennt also Konkurrenz. Dies alles zusammengenommen, muß zu einer zunehmenden Institutionalisierung der Hospizeinrichtungen führen; diese Entwicklungen aber laufen den ursprünglichen Absichten und Zielen der Hospizbewegung zuwider, denn es gilt:

die Würde, die Freiheit und die größtmögliche Selbstbestimmung eines Menschen

während seiner letzten Lebensspanne zu bewahren, unabhängig von

konfessioneller und institutioneller Bevormundung.

Nicht Gott oder Götter stehen im Mittelpunkt der Buddha-Botschaft, erst recht kein Heilsversprechen im Jenseits, sondern der in den immerwährenden Kreislauf von Werden und Vergehen eingebundene Mensch und

– deshalb sind Buddhisten weder Gottesdiener noch Seelsorger.

“Nur eines lehre ich:

– die Gewißheit vom leidvollen Verhaftetsein der Wesen,

– die Gewißheit von der Entstehung des leidvollen Verhaftetseins der Wesen,

– die Gewißheit von der Auflösung des leidvollen Verhaftetseins der Wesen und

– die Gewißheit von dem zur Auflösung führenden Weg”

– so sprach der Buddha selbst,

und deshalb ist Buddhismus ein Versuch, das Verhaftetsein an Glauben und Nichtglauben durch Wissen und Weisheit zu lösen.

Die Antwort des Buddha auf die Frage,

ob ein Wesen nach dem Tode sei oder nicht sei,

war Schweigen und deshalb steht es Buddhisten nicht an, über die Vielfalt der Jenseitsvorstellungen unserer Mitmenschen zu richten, sie zu beeinflussen oder gar zu “verbessern”.

Wahr ist, was jedes einzelne Wesen wahrzunehmen, zu empfinden und zu denken imstande ist.

Es gibt keine für alle Lebewesen verbindliche “letzte, höchste oder absolute Wahrheit” und

deshalb betrieben und betreiben Buddhisten keine Mission

zum Wohle für sich selbst,

zum Wohle für andere,

zum Wohle für alle zusammen.

Darum

auch wäre ein “Buddhistisches Hospiz” ein Widerspruch in sich.

Solch eine Einrichtung gibt es nicht.